Spätestens der Erfolg von Populismus in Deutschland in den letzten Jahren hat eindrucksvoll erwiesen, dass Menschen für emotionsgeladene politische Botschaften empfänglich sind und politische Urteile nicht auf rein rationaler Basis gefällt werden. Doch was bedeutet das für Akteur*innen der politischen Jugendbildung? Wie sollen sie in einer zunehmend von Emotionen bestimmten politischen Landschaft arbeiten?
Unter dieser Leitfrage fand im Oktober 2019 die Jahrestagung „Emotionen in der politischen Jugendbildung“ des AK Ruhr statt. Fachleute aus Theorie und Praxis stellten Ansätze zum Umgang mit Emotionen in der politischen Jugendbildung vor und diskutierten die Grenzen der Umsetzung. Eingeladen waren unter anderem Vertreterinnen von Cultures Interactive e.V., Dr. Julia Oppermann von der Leuphana Universität Lüneburg, Katja Teich von TANDEM NRW und der Betzavta-Trainer Niklas Wuchenauer.
Emotionen sind ein wichtiger Teil eines jeden Menschen und eine motivierende Kraft. Folglich müssen sie auch in der politischen Bildung berücksichtigt werden, wo sie nicht nur Lehrende und Lernende, die Rahmenbedingungen und den Ablauf des Bildungsgeschehens betreffen, sondern auch expliziter Gegenstand des Bildungsgeschehens sein sollten. Bei dem immensen Einfluss von Emotionen sowohl auf individueller als auch gesellschaftlicher Ebene kann eine rationale und neutrale politische Bildung alleine nicht die Lösung sein. Stattdessen sollten Emotionen einen zentralen Platz in der politischen Bildung erhalten, sich aber mit „rationalen Phasen“ abwechseln (wobei eine klare Trennung von Emotionen und Rationalität ohnehin nicht möglich ist). So können Emotionen besprochen und reflektiert werden, damit keine Emotionalisierungsspiralen entstehen, die Bildungsprozesse unterlaufen könnten.
Neben der expliziten Thematisierung und Einordnung von Gefühlen, die in der politischen Bildung entstehen oder zu Tage treten können, sollte auch die Instrumentalisierung von Emotionen besprochen werden. Widersprüchliche Emotionen oder Werte können in der politischen Bildung auch strategisch genutzt werden, um Prozesse der politischen Meinungsbildung anzustoßen.
Ziel des Umgangs mit Emotionen in der politischen Bildung sollte zum einen die Befähigung sein, reflektiert und verantwortungsvoll mit Emotionen in politischen und gesellschaftlichen Debatten umzugehen. Zum anderen hilft eine emotionale Einbettung von demokratischen Werten bei der Stärkung unserer Demokratie und des Grundgesetzes.